04.11.2022

Ein Tag als Praktikant bei Solarwatt

Staatsminister Martin Dulig mit einer Mitarbeiterin bei Solarwatt
© SMWA/Ronald Bonß

Staatsminister Martin Dulig als Praktikant bei Solarwatt

Im Sekundentakt werden Solarzellen in den Stringer gezogen. In der großen Maschine drücken Roboterarme die schwarzen Zellen dicht nebeneinander auf eine lange Glasplatte – per Laser werden sie automatisch miteinander verlötet. Lange Zellketten entstehen. Diese Strings wiederrum ergeben, nebeneinander gelegt und miteinander verbunden, große Solarmodule im Minutentakt.

Orangefarbene Maschine mit einem großen Greifarm. © SMWA/Ronald Bonß

Für eine Schicht arbeite ich heute in der Modulfertigung im Dresdner Norden bei Solarwatt als Praktikant für mein Projekt »Deine Arbeit, meine Arbeit«. Diesmal ist es für mich besonders spannend, da das Thema Energiewende derzeit besonders heftig diskutiert wird. Seit ich 2014 Wirtschafts- und Arbeitsminister wurde, habe ich mich in den Koalitionen dafür eingesetzt, dass Sachsen insgesamt mehr auf Wind und Solarenergie setzt. Während meiner Arbeitseinsätze interessiert mich, was den Menschen in ihrem Arbeitsleben im Freistaat auf der Seele brennt, wo es Probleme und Sorgen gibt, die ich als Politiker vielleicht mit lösen helfen kann. Wie üblich bin ich daher nicht angemeldet – nur einige wenige Vertraute wussten vorher Bescheid, dass ich heute hier bin. So kann ich wirklich mitarbeiten, ohne Extra-Behandlung und Tamtam.

Über 700 Menschen arbeiten bei Solarwatt. In der Produktion läuft die Arbeit in Schichten – 24 Stunden rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Die »rollende Woche« wurde im September eingeführt, weil die Nachfrage sämtliche Kapazitäten aufsog. 80 neue Mitarbeiter wurden bereits seitdem eingestellt.

Ich komme heute zur Frühschicht. Heißt, um halb sechs holt mich Betriebsrat Tilo Holzbrecher am Eingang ab und überreicht mir mein Arbeitsshirt. Sicherheitsschuhe habe ich selbst mitgebracht. Der stellvertretende Schichtleiter Jens begrüßt mich. Nach einer kurzen Arbeitsschutzbelehrung, führt er durch die Hallen – zeigt mir auch, wo mein erster Arbeitsplatz in der Fertigung 8 ist. In der Nachbarhalle läuft die Fertigungsstrecke 7 in diesen Wochen aus. Die Nummern geben immer die Generationen der Produktionshallen an an, in welchen die Solarmodule gefertigt werden.

Minister Martin Dulig mit einer Mitarbeiterin bei Solarwatt © SMWA/Ronald Bonß

Am Stringer arbeite ich die ersten Stunden mit Elisa zusammen. Sie erklärt mir die Abläufe, wann die Magazine mit den Zellen aufgefüllt werden müssen, was ich in dem großen Überwachungsbildschirm sehen und steuern kann. Für mich überraschend: Viele Beschreibungen von Maschinen sind nicht auf Deutsch. Fremdsprachenkenntnisse sind bei Solarwatt gefragt. Auch im Arbeitsalltag, denn viele der Mitarbeiter stammen gebürtig nicht aus Deutschland. Die Schichtleiterin Ilona Liebig kommt kurz vorbei, lässt sich nicht anmerken, dass sie mich sofort erkannt hat. Später sagt sie: »Ich wusste gleich, das ist doch der Martin Dulig.«

Hin und wieder müssen wir die Anlage des Stringers öffnen. Dann reinigen wir mit Lappen, Zahn- und Drahtbürsten verklebte Stellen im Inneren. Schmiermittel müssen regelmäßig aufgefüllt werden. Alles muss immer im Blick behalten werden – ohne dass die Anlage groß steht – denn sonst stockt ja die gesamte Produktion.

Als Praktikant stehe ich mittags an der visuellen Kontrolle: Nehme die inzwischen mit Folien überzogenen Platten hoch, prüfe optisch, ob alles in Ordnung ist. Ein paar Stationen weiter, wo bereits alles verdrahtet und abgeschlossen ist, wird noch einmal automatisch die fertige Solarplatte geprüft: Ein Blitz in einem abgedeckten Gerät löst die Leitfähigkeit der Solarzellen aus – so wird getestet, ob alle Module auch die Leistung erbringen, die sie abgeben sollen. Dann geht es schon in die Verpackung oder ins Lager. All diese Stationen durchlaufe ich während meiner Schicht.

Minister Martin Dulig mit einer Mitarbeiterin bei Solarwatt © SMWA/Ronald Bonß

In den Pausen habe ich Gelegenheit, mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten. Die aktuell debattierten Themen wie Energiepreise, steigende Inflation und Ähnliches, werden kaum diskutiert. Dafür wird viel über die rollende Woche gesprochen, die das Privatleben vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komplett verändert hat. Die einen finden es gut, viele mögen es nicht. Andere Probleme, die mir geschildert werden, schreibe ich mir im Nachhinein auf – denn sie geben mir wichtige Anregungen.

Kurz nach 14 Uhr verlasse ich Solarwatt. Mit dem guten Gefühl, dass dieses Unternehmen auf dem richtigen Weg ist und sicherlich weiter Erfolg haben wird. Wir bräuchten in Deutschland und Europa noch viel mehr Unternehmen, die Solarzellen fertigen. Allein schon, damit wir uns bei der Klimawende nicht wieder abhängig vom Ausland machen. Und ja, es war ein Riesenfehler, dass wir als Nation und Europa einst zugelassen haben, dass das Know-how und die gesamte Wertschöpfungskette nach Asien gegangen sind. Vieles davon haben wir inzwischen wieder in Europa und damit die Chance, mit den Chinesen wieder gleichzuziehen. Dies müssen wir nutzen.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Solarwatt, von denen ich heute einige kennenlernen durfte, gilt mein höchster Respekt für ihre Arbeit!

Solarplatten bei Solarwatt © SMWA/Ronald Bonß
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