Über das Projekt
Oft wird uns Politikern vorgehalten: »Ihr seid abgehoben. Ihr habt keine Ahnung, wie es uns da draußen geht. Ihr kennt unsere Probleme doch gar nicht.« Ich erkläre dann, dass dem nicht so ist. Dass ich sechsfacher Vater und inzwischen auch Großvater bin – ich weiß also genau, was es heißt, eine Familie zu haben. Mit allen Höhen und Tiefen, vom Elternabend bis zum ersten Liebeskummer. Ich bin gelernter Maurer, habe später Sozialpädagogik studiert – ich weiß, wie es ist, wenn man sich die Hände schmutzig macht und abends erschöpft nach körperlicher Arbeit in Bett fällt. Ich lebe auf dem flachen Land – in keiner Villa. Ich weiß, wie es ist, wenn der Bus abends nicht fährt, wenn während eines Sturms eine Kiefer in den Vorgarten kracht und wie genervt man ist, wenn im Winter die Heizung den Geist aufgibt und der Handwerker nicht so schnell kommt, wie man ihn eigentlich braucht.
Trotzdem möchte ich noch genauer wissen, was die Menschen in unserem Land denken.
Was sie beschäftigt und bewegt. Wie sie arbeiten. Denn Arbeit ist für die meisten Menschen ein bedeutsamer Teil ihres Lebens. Arbeit ist wichtig, um sich und seine Familie zu ernähren. Arbeit ist wichtig für das Selbstwertgefühl. Arbeit kann die Verwirklichung eines Traumes sein. Arbeit schafft auch Identifikation. Arbeit kann aber auch nur als »Job« verstanden werden. Es gibt Kopfarbeit und handwerkliche Arbeit – geistige und physische Tätigkeiten. Es gibt leichte Arbeiten und schwere. Um zu arbeiten benötigt man Geist, Konzentration, Geschick – oft auch Kraft.
Sachsen bietet für jeden die Arbeit, die zu ihm oder ihr passt: im Handwerk, in der Industrie, im Handel, im Dienstleistungssektor, in der Verwaltung, im Tourismus, in der Logistik, auf dem Bau – in kleinen Unternehmen und in großen Zentralen. Es gibt gute, tariflich bezahlte Tätigkeiten, aber leider oft auch ungerecht entlohnte Arbeit. Es gibt gute Arbeitsbedingungen und schlechte. Es gibt Arbeit, die macht Spaß und motiviert und es gibt leider auch Arbeit, die frustriert und kaputt macht.
Ich will »Deine Arbeit« kennenlernen.
Wissen, wie es ist, »Ein Tag als…« zu arbeiten. Ich möchte regelmäßig (inkognito) einen Tag in den Arbeitsalltag der Sachsen eintauchen – auch wenn ich dabei natürlich nur einen kleinen Einblick erhalten kann. Ich möchte in verschiedenen Branchen tätig sein. Das heißt: acht Stunden. Keine spezielle Behandlung. Kein Bonus. Keinen Betriebsrundgang. Presse ist nicht dabei. Denn: »Deine Arbeit, ist meine Arbeit«.
Ich möchte ungefiltert Ihre Sicht, Ihre Arbeit, Ihre Sorgen, Probleme und Freuden erleben und Sie noch besser verstehen.
Ihr Martin Dulig