Ein Tag als Textilpfleger
Staatsminister Martin Dulig als Textilpfleger bei der Kleenothek Textilreinigung im Elbepark Dresden.
Das Thermometer zeigt am frühen Morgen bereits 32 Grad Celsius und die Sonne brennt schon unerbittlich. Ich bin ein bisschen froh, dass ich gerade nicht draußen sein muss. Mein Arbeitsplatz heute ist im Elbepark Dresden. Genauer gesagt in der »Kleenothek« – eine chemische Textilreinigung. Doch auch dort komme ich ordentlich ins Schwitzen.
Langsam anfangen, ausprobieren und alles in Ruhe erklären lassen – das geht heute nicht! Wir sind nur zu zweit. Eigentlich organisiert meine Kollegin in ihrer Schicht den Laden ganz allein. Das heißt, nicht nur die Kunden an der Theke muss sie bedienen, sondern auch die Flecken auf der Kleidung mit den richtigen Mitteln für den Waschgang vorbehandeln, Waschmaschinen befüllen, Trockner anwerfen und die Maschine für die chemische Reinigung ein- und ausräumen, bügeln und noch einiges mehr.
Bis auf ein paar Ausnahmen – wie Mangelwäsche oder Lederkleidung – wird alles vor Ort gereinigt. Dabei helfe ich heute eine komplette 6-Stunden-Schicht lang mit, anschließend bin ich noch 2 Stunden bei der zweiten Schicht dabei – als Praktikant ohne Sonderbehandlung. Für meine beiden Kolleginnen bin ich ganz einfach der Martin.
Meine Arbeit bleibt nicht unentdeckt. Die Passanten, die an der Reinigung vorbeilaufen, schauen etwas irritiert, aber durchaus interessiert. Einige fragen, ob ich es wirklich der bin, für den sie mich halten, während ich im Laden die Hemden bügle. Auch der Chefredakteur einer hiesigen Tageszeitung lässt sich von mir seine Hemden geben.
Mit vollen Wäschekörben kenne ich mich übrigens aus. Zu Hause bin ich der Wäschebeauftragte in unserer Familie. Doch während ich zu Hause gemütlich beim Fernsehen bügeln kann, muss hier alles schnell gehen. Mehr als 2 Minuten sollte das Bügeln eines Hemds nicht dauern. Dass das reichen kann, zeigt mir meine Kollegin. Ich brauche gefühlt 3-mal so lange. »Nicht so bummeln«, bekomme ich deswegen gleich zu hören. Den Satz höre ich übrigens noch öfter.
Das hohe Arbeitstempo erklärt sich von selbst: Kaum habe ich das Bügeleisen oder eine Bürste zum Vorbehandeln der Hemdkragen in die Hand genommen, klingelt es schon wieder am Tresen. Kundschaft! Eine Dame will ihre gereinigte Kleidung abholen. Wenig später kommt ein Herr und bringt Hosen. Etwas verwundert frage ich am späten Vormittag nach, warum heute gefühlt mehr Hosen als alles andere in die Reinigung gehen. Die Antwort: Es ist »Hosentag« – Schnäppchenangebote winken.
Der Schweiß läuft, bis auf Wasserflaschen habe ich nichts, was irgendwie Abkühlung verschafft. Ich habe wirklich Hochachtung vor den Kolleginnen, die das sonst alles alleine machen müssen. Denn eines darf man nicht vergessen: In der Reinigung zählt nicht nur Schnelligkeit, sondern auch Sorgfalt. Niemand möchte mangelhaft gereinigte oder schlecht gebügelte Kleidung zurückbekommen.
Mir geht es in meinem Projekt »Deine Arbeit, meine Arbeit«, die unterschiedlichen Branchen der Wirtschaft in Sachsen direkt kennenzulernen und nicht nur bei Firmenbesuchen präsentiert zu bekommen. Hier, im Dienstleistungssektor merke ich, wie anstrengend die Arbeit ist – der Blick hinter die Kulissen war für mich wichtig. Es ist aber auch ein Sektor, der nicht gut bezahlt. Wo die Arbeitsbedingungen nicht einfach für die (meist) angestellten Frauen sind. Wo aber die Kunden ganz selbstverständlich die Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Meinen Respekt haben die Frauen sicher!