26.07.2018

Ein Tag als Bergmann

© Kristin Schmidt/SMWA

Staatsminister Martin Dulig als Bergmann bei der Bergsicherung Schneeberg.

Rund 160 Meter unter Schneeberg scheint keine Sonne. Es ist dunkel, nass, eng und – im Gegensatz zu den 34 Grad oben – erfrischend kalt. Einen Tag war ich als Bergmanns-Praktikant bei der Bergsicherung im Einsatz und half dabei, die alten Stollen aus dem Jahr 1796 zu sanieren. Ein echter Knochenjob, bei dem ich wortwörtlich im Dreck wühlte.

Als ich gegen 7 Uhr morgens in den engen Fahrstuhl-Korb steige, der mich und zwei weitere Kumpel nach unten fahren soll, wird mir schon etwas mulmig. Von oben kann ich nur erahnen, wie tief ist nach unten geht und zu dritt ist es wirklich sehr eng in der kleinen roten Kapsel. Minutenlang schiebt sie uns Meter für Meter nach unten in den Schacht.

© Kristin Schmidt/SMWA

Vor etwas mehr als eine halben Stunde hat mich Steiger Peter Windisch am Betriebshof der Bergsicherung in Schneeberg bei strahlendem Sonnenschein begrüßt. Nach einer kurzen Einweisung und dem Einkleiden geht es gleich in den Schacht, wo meine Kollegen auf mich warten. Steiger Peter stellt mich als »Praktikant Martin« vor, der einen Tag mitarbeiten wird. So werde ich zum dritten Mann in der Dreiergruppe, die für gewöhnlich hier im Marcus-Semmler-Stollen im Einsatz ist.

10 Grad sollen es hier tief unter der Erde laut Steiger Peter kalt sein. Aber ich friere nicht! Allein der Weg zum Arbeitsort sorgt schon für einigen Schweiß auf der Stirn. 1,4 Kilometer sind es zu unserem Einsatzort. Über 10 Minuten sind wir in stockfinsteren Gängen unterwegs. Licht spendet nur die kleine Grubenlampe an den Helmen. Auf dem engen Weg wird der gelbe Sicherheitshelm schnell zu meinem besten Freund. Unzählige Male stoße ich mir den Kopf. Denn ich muss nicht nur auf die Decke über mir achten sondern auch auf meine Füße: Dort sind die Schienen für den Hunt, den kastenförmigen Förderwagen, verlegt. Sie laden zum Stolpern ein. Eines steht jetzt schon fest: Ich werde diesen Weg heute noch einige Male gehen müssen. Beim dritten Mal werde ich mich übrigens nur noch 3-mal stoßen.

© Kristin Schmidt/SMWA

Unsere Aufgabe besteht darin, die alten Stollen zu sanieren. Nötig ist das, weil es durch die Kraft des ansteigenden Wassers, das hier fast knietief steht, immer passieren kann, dass die Stollen einbrechen – und damit an der Oberfläche Krater entstehen. Das Wasser darf im gesamten Stollensystem später nur gleichmäßig ansteigen. Das heißt, dass wir zunächst das Wasser aus den Stollen pumpen und außerdem Geröll, Schlamm und altes Holz aus den Gängen räumen, um dann die Gänge zu sichern und neuen Schienen für den Hunt zu verlegen.

Allein durch die Enge im Stollen ist viel Handarbeit gefragt. Für große Gerätschaften ist kein Platz. Eine Pumpe hilft wenigstens dabei, das Wasser loszuwerden. Scheinwerfer spenden etwas Licht. Sonst läuft der Bergbau hier noch wie vor 200 Jahren. Angst sich dreckig zu machen darf man hier dabei auf alle Fälle nicht haben. Es ist körperlich anstrengend. Ständig hantiert man in gebückter Haltung. Auch die Radon-Belastung, die ständig gemessen werden muss, ist nicht ohne.

© Kristin Schmidt/SMWA

Nach 8 acht Stunden fahren wir wieder nach oben. Schicht im Schacht. Die Sonne begrüßt uns wieder. Das Licht blendet in den Augen. Mein Rücken ziept. Ich will nur noch duschen. Vor den Kumpeln, die das jeden Tag hier machen müssen, habe ich noch größere Hochachtung als vorher schon. Auch vor unseren Vorfahren, die unter noch schwereren Bedingungen – ohne technische Hilfe – im Schacht arbeiteten. Ich sage nur: Respekt für eure wichtige Arbeit und schwersten Bedingungen!

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